Im Norden Luzons, nur 2 Stunden von Banaue entfernt, liegt ein weiterer Touristenmagnet, der den berühmten Reisterrassen in nichts nachsteht. Sagada ist eine Kleinstadt in der sog. „Mountain Province“, von Banaue aus mit dem Bus oder Van zu erreichen. Die Fahrt ist aufgrund der vielen Serpentinen nicht besonders bequem, aber die Aussicht auf die gebirgige Landschaft entschädigt dafür. Die Region trägt ihren Namen nicht zu Unrecht: Nichts erinnert hier mehr an die tropische Vegetation im Süden mit ihren Palmen und Bananenstauden. Stattdessen bestimmen Nadelbäume das Landschaftsbild und sorgen für mediterranes Flair. Nur die ausgedehnten Reisfelder erinnern daran, dass man sich nicht in Südeuropa, sondern noch in Südostasien befindet.
Sagada selbst ist ein schnuckeliges Nest mit 11.000 Einwohnern, trotzdem ist die Infrastruktur exzellent und man hat kein Problem, eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Die Preise für ein Zimmer liegen zwischen 350 und 400 Pesos (5,25 – 6 Euro), die Restaurants sind ebenfalls erschwinglich, lediglich Eateries für den richtig kleinen Geldbeutel konnte ich nicht finden. Erste Anlaufstelle sollte das Tourist Center sein. Hier entrichtet man die Environmental Fee in Höhe von 40 Pesos (60 Cents) und hat dann die Wahl zwischen verschiedenen Touren und Aktivitäten. Zwar kann man das Umfeld Sagadas theoretisch auch alleine erkunden, an vielen Orten wie den hängenden Särgen und den Höhlen benötigt man jedoch einen Guide. Die Preise für alle Touren poste ich weiter unten.
Meine Gruppe und ich entschieden uns am ersten Tag dafür, eine der Höhlen zu erkunden. Da die anderen Gruppenmitglieder etwas klaustrophobisch waren, fiel die Wahl auf die Sumaging-Höhle, die man in einer Stunde Fußmarsch erreichen kann. Alternativ kann man als Gruppe für 350 Pesos (5,25 Euro) einen Van mieten. Die Führung durch die Höhle dauert etwa 1,5 Stunden und kostete unserer Gruppe mit 9 Teilnehmern 1000 Pesos (15 Euro). Durch einen großen Eingang geht es ins Innere der Höhle. Anschließend folgt man dem Wasserlauf nach unten, wobei man mal läuft, mal durch knöcheltiefes Wasser watet, aber sich auch mal an den glitschigen Felsen abseilt. Die Tour durch die Höhle ist ein spaßiges Erlebnis und auch für weniger fitte Menschen leicht zu bewältigen, da immer genug Helfer da sind, wenn man mal einen Felsen nicht hochkommt oder nach einem Halt für seinen Fuß sucht.
Wer eine Herausforderung sucht, sollte die sog. Cave Connection wagen. Bei dieser Tour betritt man eine zweite Höhle und zwängt sich durch enge Gänge, nur mit einer Kerze bewaffnet, bis zum verbindenden Durchgang zur Sumaging-Höhle. Diese Tour kann man nicht in einer großen Gruppe machen; zwei Personen zahlen 800 Pesos (12 Euro), bei zusätzlichen Personen erhöhen sich die Kosten.
Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen, denn wir wollten uns den Sonnenaufgang am Kiltepan-Aussichtspunkt ansehen. Dafür mieteten wir einen Van für 550 Pesos (8,25 Euro) und zahlten außerdem noch 55 Pesos pro Person beim Tourist Office. Um 04:30 Uhr ging es los und als wir am Aussichtspunkt angekommen waren, war es noch dunkel. Der Ort wird auch „Sea of Clouds“ genannt, da er so hoch liegt, dass das Tal darunter in Wolken geüllt ist. Dies verleiht dem Aussichtspunkt mit seinem idyllischen Nadelwald eine mystische Atmosphäre und es war ein erhabenes Gefühl, dort die Sonne aufgehen zu sehen. Auch Frühstücken kann man dort, da ein paar gut gelaunte Filipinas dort ihre Stände haben. Sehr empfehlen kann ich das Reis-Porridge mit Schokolade für nur 40 Pesos (60 Cent).
Nach einer kurzen Frühstückspause machten wir uns zu unserer nächsten Aktivität auf: einer Wanderung in das Echo Valley. Wir entschieden uns für den Adventure Trail, auf dem wir nicht nur die berühmten hängenden Särge von Sagada, sondern auch einen unterirdischen Fluss und einen Wasserfall zu Gesicht bekommen sollten. Wieder bezahlten wir 1000 Pesos (15 Euro) als Gruppe, sodass die Kosten für jeden Einzelnen erschwinglich waren.
Los ging es bei der Kirche von Sagada, bei der wir ein wenig über die Geschichte des Ortes und seine Regierung durch Dorfälteste erfuhren. Über den modernen Friedhof Sagadas ging es dann weiter in das Echo Valley, und schon am Anfang machte unser Tour Guide uns auf die Särge aufmerksam, die an den Klippen aufgehängt waren. Unten im Tal angekommen, konnten wir uns diese leicht morbide Erscheinung dann von Nahem ansehen. Die Toten nicht zu begraben, sondern zum Schutz vor wilden Tieren in luftige Höhen zu hängen, hat in Sagada eine lange Tradition, bei der sich animistischer und christlicher Glaube vermischen. Die Bestattungsform wird auch heute noch praktiziert, allerdings hat nicht jeder ein Anrecht darauf. Der oder die Tote muss aus Sagada stammen und Enkelkinder haben. In letzter Instanz entscheidet die Familie darüber, ob der Leichnam in einem hängenden Sarg beigesetzt werden soll.


Als nächstes folgten wir dem Flußbett, bis wir zu einer Höhle kamen, durch die der Fluss hindurch floss. Hier war es stockduster, sodass unser Tour Guide seine Öllaterne anzünden musste. Bald mussten wir durchs Wasser waten. Hier rächte sich, dass ich Turnschuhe statt Flip Flops anhatte. Letztere sollte man für die Tour unbedingt mitnehmen, denn auch auf dem Weg zum Wasserfall muss man durch den Fluss waten.
Der Wasserfall selbst ist zwar nicht besonders groß, aber das Becken tief genug, um darin zu schwimmen und auch hinein zu springen, wenn man das möchte. Vorbei an Gemüsefeldern ging es zurück nach Sagada, wo wir uns noch einige Erzeugnisse der örtlichen Weberinnen ansahen, bevor wir zurück zum Tourist Office gingen.
An meinem letzten Tag in Sagada wollte ich eigentlich durch das Grasland im Marlboro Country wandern, allerdings war dafür keine Tour verfügbar. Ich fand eine Gruppe, die zum Bomod-Ok-Wasserfall wandern wollte, und schloss mich ihr an. Der Weg dorthin führt durch dichte Nadelwälder, vorbei an Reisterrassen, die zwar nicht an die Pracht in Banaue heranreichen, aber trotzdem hübsch anzusehen sind. Am Wasserfall hindert einen ein Seil daran, zu weit zu schwimmen. Es macht jedoch auch Spass, auf den Felsen herum zu klettern und den Flusslauf zu erkunden.
Zurück in Batada wollten wir noch Moma ausprobieren, die örtliche (legale) Droge und eine Spezialität der nördlichen Provinzen. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Betelnuss, getrockneten Tabakblättern, Weinblättern und einem Pulver aus getrockneten Muscheln, die wie Kautabak gekaut wird. Viele Einheimische, wie unsere Tour Guides, sieht man unaufhörlich Moma kauen und die besonders eingefleischten Konsumenten erkennt man schon von weitem an den rot gefärbten Zähnen. Meiner Meinung nach schmeckt das Zeug einfach widerlich und ist schwer im Mund zu behalten. Wer jedoch auf der Suche nach einem Energieschub ist, wird sicher nicht enttäuscht. Ich fühlte mich nach meiner zweiten Ladung sehr hibbelig, aber auch sehr beschwingt- ungefähr so wie nach meiner ersten Zigarette mit 15 Jahren. Wandern hätte ich nach dem Moma-Konsum jedoch nicht mehr wollen. Wer eine lokale Spezialität probieren möchte, die nicht die Zähne rot und den Kopf schwindelig macht, sollte eher zum Zitronenkuchen greifen, der hier besonders lecker ist. Auch Fruchtwein, z.B. aus Erdbeeren, Brombeeren oder Mangos kann man hier günstig erstehen.

Mein Urteil über Sagada? Wenn man im Norden Luzons unterwegs ist, sollte man sich diesen Ort auf keinen Fall entgehen lassen. In meinen drei Tagen konnte ich nur einen Bruchteil der vielen Attraktionen sehen, die der Ort zu bieten hat. Aber nicht nur die wunderschöne Landschaft und die spassigen Freizeitangebote haben es mir angetan: Das Städtchen hat einen schwer zu beschreibenden Charme mit seinen lockeren, immer zum Spassen aufgelegten Bewohnern, den engen Gassen und den rustikalen Holzhütten. Wie bei Banaue handelt es sich hier um einen abgeschiedenen, fast mythischen Ort, der mich nicht nur aufgrund der eigentümlichen Bestattungsrituale in seinen Bann gezogen hat.
Wer Sagada besuchen will, findet hier den Prospekt aus dem Tourist Center. Dort sind die Preise zu den einzelnen Touren verzeichnet.