Neben den Schwergewichten wie China, Hong Kong, Malaysia und Thailand fristet die Tourismusbranche auf den Philippinen immer noch ein Schattendasein. Dennoch erreichten Touristenzahlen im Jahr 2017 einen Rekordwert – und das aus gutem Grund. Der Inselstaat hat meine Erwartungen mehr als erfüllt und mich so in seinen Bann gezogen, dass ich insgesamt einen Monat länger dort verbracht habe als geplant. Was also hat mich so in den Bann gezogen, und was sind die wichtigsten Gründe, warum man unbedingt auf die Philippinen reisen sollte?
- Die Natur
Die Philippinen bilden das Bindeglied zwischen dem Pazifik und Südostasien. Kolonisiert wurde das Land jedoch lange Zeit von europäischen Großmächten, darum sollte man keine typisch asiatische Kultur erwarten. Man wird hier nur wenig farbenprächtige Tempel und majestätische Paläste finden – anders als in Thailand, Kambodia und Vietnam etwa. Aber man sollte auch nicht wegen den Städten auf die Philippinen reisen, sondern wegen der atemberaubenden Natur. Nah am Äquator gelegen und von vulkanischer Aktivität gezeichnet bieten die Philippinen eine beeindruckende Vielfalt an Landschaften und Vegetationen. Dichte Dschungel und Palmwälder sind hier ebenso zu finden wie Mangrovenwälder und die mit Gras bewachsenen Chocolate Hills. Wanderfreunde finden hier unzählige Ausflugsziele wie idyllische Seen, reißende Wasserfälle, und sogar aktive Vulkane wie den Mount Mayon. Und die Naturschönheiten befinden sich nicht nur an der Oberfläche: Auch unter der Erde gibt es viel zu entdecken, wie etwa riesige Höhlen und den größten Unterwasser-Fluss der Welt. Das Klima ist ganzjährig warm bis heiß, wer es jedoch gern kühler mag, der kann im Norden der Philippinen eine ganz andere Welt bereisen: Hier liegen die malerischen Reisterrassen von Banaue und die mediterran anmutenden Nadelwälder Sagadas. Kurzum: Kaum ein Land in Südostasien bietet eine solche Vielfalt von Landschaften und Naturschauplätzen, die meistens auch noch bequem und günstig von den gängigsten Touristenorten aus erreichbar sind.
- Strände und Inseln
Das malerische Hinterland ist schon schön, aber sein wir mal ehrlich – wer auf die Philippinen reist, der möchte vor allem die Inseln und Strände besuchen. Das Land besteht aus 7100 Inseln, von denen die meisten noch gar nicht für den Tourismus erschlossen sind – genug Auswahl also für jeden, der hier ein Stück vom Paradies finden will. Wer endlose Palmenstrände, blütenweissen Sand und türkisblaues Wasser sucht, hat auf den Philippinen wahrlich die Qual der Wahl. Besonders die Insel Palawan, aber auch Siquijor, Moalboal, Bohol und Mindoro bieten traumhafte Strände. Wer nicht nur am relaxen und sonnenbaden will, für den haben die Küsten des Landes noch mehr zu bieten: nämlich die wohl besten und unberührtesten Korallenriffe Südostasiens. Hier muss man nicht weit rausschwimmen, um eine faszinierende Unterwasserwelt voller Fische, Seeschlangen und sogar Schildkröten zu Gesicht zu bekommen. Die Unterwasserbewohner der Philippinen sind alles andere als scheu und sogar mit Walhaien kann man Schnorcheln. Taucher haben sogar noch ausgefallenere Möglichkeiten – zum Beispiel Erkundungsgänge in gesunkenen Kriegsschiffen oder das Tauchen mit Riffhaien. Wer auf der Suche nach der perfekten Inselromantik ist, dem stehen viele Island Hopping Touren zur Verfügung. Was kann es Entspannenderes geben als auf einem gemieteten Boot eine malerische kleine Insel anzufahren, sie zu erkunden und dann ein Mittagessen mit frisch gebratenem Fisch direkt am Strand zu genießen – und das noch für den kleinen Geldbeutel! Sollte ich einmal Schiffbruch erleiden müssen, wären die kleinen idyllischen Inselchen der Philippinen auf jeden Fall meine erste Wahl.
- Die Menschen
Malerische Naturkulissen und traumhafte Sandstrände sind nur wenig wert, wenn man sich im Land nicht willkommen fühlt. Hier kann ich jeden beruhigen und es wurde mir von bisher jedem Mitreisenden bestätigt: Die Filippinos gehören zu den freundlichsten, fröhlichsten und offensten Menschen Südostasiens, ja vielleicht der Welt. Egal ob in den typischen Touristenorten oder abseits der ausgetretenen Pfade – überall wurde ich freundlich und überaus warmherzig empfangen. Wann immer ich Hilfe brauchte, war ein Einheimischer zur Stelle. Aber auch einfach so mit den Locals ins Gespräch zu kommen, ist kein Problem. Die Filippinos sind traditionell eine Nation von Seefahrern und somit sehr weltoffen eingestellt. Fast jeder, mit dem ich mich unterhielt, hatte Familienangehörige im Ausland, oft sogar in Deutschland. Auch sind die Filippinos weniger reserviert als viele Bewohner Vietnams, Malaysias oder Thailands, und fangen gern von sich aus Gespräche an, ohne jemals aufdringlich zu werden. Natürlich sollte man in größeren Städten wie Manila eine gewisse Vorsicht an den Tag legen und nicht sofort mit jedem Fremden mitgehen, der einen um 12 Uhr Mittags aus heiterem Himmel zu einem Drink einlädt. Dennoch habe ich mich nie wirklich unsicher gefühlt. Die entspannte Lebensart der Menschen in der Provinz, ihr Sinn für Gemeinschaft, ihre Liebe für Popmusik und Karaoke und ihre offene Art haben mich so begeistert, dass ich am liebsten gleich dort geblieben wäre.
- Sprache
Besonders Touristen, die zum ersten Mal nach Südostasien reisen, könnten sich Sorgen machen, ob sie auch verstanden werden, wenn sie Englisch sprechen. Diese Sorge ist auf den Philippinen absolut unbegründet: Englisch ist die Amtssprache und wird von jedem, absolut jedem Filippino, vom Schulkind bis zum Greis, gesprochen. Selbst die Landessprache, Tagalog, ist von Anglizisten durchzogen (von den Filippinos selbst „Taglish“ genannt). Überall und mit jedem Einheimischen Englisch sprechen zu können, ist ein großer Vorteil und fängt einen Großteil des Kulturschocks auf. Dies macht die Philippinen zu einem perfekten Startpunkt auf jeder Südostasienreise und das Leben im Land auch für Westler sehr komfortabel.
- Die Kosten
Die im Vergleich zu Europa weit niedrigeren Preise und Lebenshaltungskosten dürften für viele ein Hauptgrund sein, nach Südostasien zu reisen. Hier bilden auch die Philippinen keine Ausnahme, und viele Orte sind weitaus günstiger als bekanntere Touristenhochburgen in Thailand oder Malaysia. Egal ob Unterkünfte, Essen oder Transport – fast alles ist hier günstiger als im Westen, besonders wenn man etwas abseits der bekanntesten Sehenswürdigkeiten unterwegs ist. Ein Mittagessen sollte nicht mehr als 1,50 Euro kosten, ein Bett im Hostel nicht mehr als 7 Euro. Auch die Touren, etwa Island Hopping-Touren sind oft deutlich günstiger als in den Nachbarländern. Wenn man keine zu hohen Ansprüche hat, kann man auf den Philippinen mit 15-20 Euro am Tag locker auskommen – ein perfektes Ziel für Budget-Traveller also.

Fazit – das perfekte Urlaubsziel?
Dieser Artikel zeigt wahrscheinlich schon, wie sehr ich dieses Land auf meinen Reisen lieben gelernt habe, und dass ich es nur jedem Reisenden empfehlen kann. Das heißt natürlich nicht, dass auf den Philippinen alles eitel Sonnenschein ist. Kein Urlaubsziel kann die Bedürfnisse aller Reisender befriedigen. Viele Mitreisende haben sich zum Beispiel über das Essen auf den Philippinen beschwert, was natürlich sehr subjektiv ist (siehe hier meine Meinung zur philippinischen Küche). Auch mag das Land für Touristen, die auf der Suche nach fremden Kulturen sind, zu westlich und zu wenig exotisch erscheinen – die Philippinen sind ja auch nicht das erste Land, das den meisten Menschen in den Sinn kommt, wenn sie an Südostasien denken. Wer auf der Suche nach Tempeln und Palästen ist, der ist in Ländern wie Thailand, Vietnam und Kambodscha sicherlich besser aufgehoben.
Ein Punkt, der mich persönlich am meisten gestört hat, ist die teilweise mangelnde Infrastruktur für Urlauber. Wer nur zu den beliebtesten Urlaubszielen reist – Cebu, Bohol, Palawan, Banaue – wird davon wenig mitbekommen. Abseits davon ist es jedoch nicht ganz so unkompliziert. Das Land ist einfach riesengroß. Das macht einerseits die Wahl schwer, wo man eigentlich hinreisen soll; zum anderen dauert es teilweise sehr lange, von A nach B zu kommen. Es ist zwar kein Problem, mit öffentlichen Verkehrsmitteln an weniger touristische Orte zu reisen, etwa nach Mindoro oder zum Taal-Vulkan. Allerdings muss man damit rechnen, dass nicht alle Informationen online verfügbar sind, etwa die Busrouten oder bezahlbare Unterkünfte. Hier muss man oft vor Ort recherchieren, was frustrierend sein kann, wenn man mit seinem ganzen Gepäck auf dem Buckel bei 30° im Schatten ein Hotel nach dem anderen abklappert. Darum empfehle ich, für einen Besuch auf den Philippinen einerseits genug Zeit, und andererseits etwas Geduld mitzubringen. Dies und ein wenig Offenheit für die weniger gehetzte Lebens- und Arbeitsweise der Einheimischen – und einem unvergesslichen Aufenthalt in diesem liebenswerten Tropenparadies dürfte nichts mehr im Wege stehen!