Phong Nha-Kẻ Bàng

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Nach meinem etwas ernüchternden Aufenthalt in Huế sollte nun das absolute Highlight in Vietnam folgen: meine Reise in den Nationalpark Phong Nha-Kẻ Bàng (kurz: PNKB) an der Grenze zu Laos. Der Nationalpark in diesem bewaldeten Gebirgszug wurde bereits in den 90er Jahren gegründet, für Touristen bekannt wurde der Ort jedoch erst später, als Geologen im Jahr 2009 20 neue Höhlen in den Kalksteinfelsen entdeckten. Darunter befindet sich Sơn-Đoòng, die größte Höhle der Welt. Einen Besuch können sich die meisten von uns jedoch aus dem Kopf schlagen: Die Tour kostet 3000 US-Dollar und nur wenige Besucher werden Jahr für Jahr zugelassen. Dennoch gibt es andere Höhlen, die zusammen mit der malerischen Karststeinlandschaft Besucher magisch anziehen und dem Ort Phong Nha einen bemerkenswerten Aufschwung beschert haben. Noch vor 20 Jahren mussten die Bewohner ohne Autobahn-Anbindung und Elektrizität leben – heute verdienen die gleichen Jäger und Wilderer, die früher durch die ausgedehnten Wälder Phong Nhas gestreift sind, ihr Geld mit dem Tourismus – ohne dass der Nationalpark jedoch stark überlaufen wäre. Es handelt sich, trotz gut ausgebauter Infrastruktur, immer noch um einen Geheimtipp bei Vietnam-Urlaubern, den ich mir nicht entgehen lassen wollte.

Ich nahm den Zug von Huế nach Dong Hoi, wo ich wegen schlechtem Wetter einen Tag verbrachte, bevor ich mit dem Bus die kurze Strecke nach Phong Nha fuhr. Bereits auf der Fahrt fiel mir auf, wie sich die Landschaft veränderte, ländlicher und grüner wurde und die ersten bewaldeten Kalksteinfelsen auftauchten. Im Ort Phong Nha schließlich fällt der Blick auf die Felsen (darunter einer mit dem Namen der Stadt). Dies ist aber nur ein Vorgeschmack auf die Schönheit, die Besucher in diesem schmalen Landstrich an der Grenze zu Laos erwartet!

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Ich vergeudete keine Zeit und mietete in meinem Hostel einen Motorroller. Nur kurz voll tanken und los sollte die Fahrt durch den Nationalpark gehen – am Ufer eines malerischen Flusses entlang, über verkehrsberuhigte aber dennoch gut ausgebaute Landstraßen. Hier muss man sich über hupende Autos und Lkws keine Gedanken machen – auf die Straße laufende Hunde und Hühner stellen eine größere Gefahr dar – zusammen mit Herden von Kühen, die den Weg versperren und Fahranfänger-Touristen, die so durch die Schönheit der Landschaft geblendet sind, dass sie sich gerne mal zu weit in die Kurven lehnen. Der exzessive Gebrauch der Hupe, besonders an unübersichtlichen Stellen, empfiehlt sich! Es ist allerdings tatsächlich schwer, sich auf die Straße zu konzentrieren bei einem Anblick wie auf den Bildern unten. Alle fünf Minuten kam ich an eine Stelle, die noch ein besseres Fotomotiv bot als die letzte, so dass ich mich zwingen musste, endlich weiter zu fahren, ohne ständig nur Fotos zu schießen!

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Das Leben am Fluss geht seinen ruhigen Gang.

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Phong Nha mit dem Motorroller zu erkunden, ist ein besonderes Erlebnis.
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Hinter jeder Ecke bietet sich ein weiterer atemberaubender Anblick.

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Mir stand der Sinn nach einer Wanderung in dieser malerischen Landschaft, die wie aus einer anderen Welt zu stammen schien. Leider ist das Wandern ohne Guide weder offiziell erlaubt noch empfehlenswert (es gibt keine öffentlichen Wanderwege und das Terrain ist sehr unzugänglich und gefährlich). Die Touren, die angeboten werden, beginnen erst ab 1.300.000 Dong (46,40 Euro) – eine Summe, mit der ich als Rucksacktourist gerne einmal 2 volle Tage überleben könnte. Diese Option schied für mich also aus. Zum Glück gibt es den Botanic Garden – ein weitläufiges Areal, in dem man nach Herzenslust wandern kann ohne die Gefahr, sich zu verlaufen. Highlight des Wanderwegs ist ein Wasserfall, außerdem gibt es ein kleines Dokuzentrum, ein Affengehege, eine Baumschule und mehrere Aussichtsplattformen. Der Eintritt kostet 40.000 Dong (1,40 Euro) und auch ein günstiges Restaurant findet sich dort. Mir hat das Wandern im Park sehr gut gefallen. Es gibt drei unterschiedlich lange Wanderwege, von denen der längste etwa 3 Stunden dauert. Die Artenvielfalt, die dichte Flora und die vielen Schmetterlinge sind beeindruckend und vom Wasserfall – bei dem man leider nicht schwimmen kann – hat man eine herrliche Aussicht auf das bewaldete Tal.

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Für auserlesene Besucher schlägt der Pfau am „Peacock Viewpoint“ auch mal ein Rad.
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Blick auf die Straße im Tal.
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Der Weg zum Wasserfall ist etwas rutschig, aber gut gesichert…
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…und die Aussicht entschädigt für den anstrengenden Aufstieg.

Die Hauptattraktion Phong Nhas sind für viele definitiv die Höhle. Ich habe aus Kostengründen nur eine Höhle besucht, für Touristen stehen aber mehrere zur Auswahl:

Die Phong Nha Höhle befindet sich am nächsten zum Ort und ist nur über den Fluss zu erreichen. Das Boot kostet 360.000 Dong (13 Euro), man kann die Kosten aber durch die Anzahl der Passagiere teilen (maximal 8).

Die Tien Son Höhle befindet sich gleich neben der Phong Nha Höhle. Wenn man ohnehin das Boot zu dieser Höhle nimmt, kann man den Eintritt in die Tien Son Höhle dazubuchen.

Dark Cave ist mit 450.000 Dong (16 Euro) die teuerste Höhle in Phong Nha, bietet jedoch auch das vielfältigste Programm. Der Ausflug beginnt mit einer Zip-Line zur Höhle, dann schwimmt man 200 Meter zum Eingang der Höhle, wo man ein Schlammbad nimmt. Anschließend geht es in die Höhle, die jedoch nicht so weitläufig ist, wie die

Paradise Cave: die Höhle, für die ich mich entschieden habe. Der Eintritt kostet 250.000 Dong (9 Euro) und man kann mit dem Roller hinfahren. Nach einem kurzen Fußweg, den man gegen Aufpreis auch mit dem Elektroshuttle zurücklegen kann, und einem knackigen Aufstieg betritt man die Höhle, die wirklich recht weitläufig ist. Die Paradise Cave hat ihren Namen nicht zu Unrecht: Der riesige Komplex ist wunderschön ausgeleuchtet und beherbergt einige sehr interessante Tropfsteinformationen. Zwar nicht die größte Höhle, die ich besucht habe, jedoch bestimmt die vielfältigste.

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Das Wandern und der Besuch der Höhle waren sehr lohnenswert – das Highlight für mich war es jedoch, einfach mit dem Roller ganz entspannt durch den Phong Nha–Nationalpark zu fahren und den weiten Ausblick über die wunderschöne Landschaft zu genießen, ab und zu an zu halten und die Umgebung mit ihrer Stille einfach nur auf mich wirken zu lassen. Durch meinen Trip auf die Philippinen war ich schon viele herrliche Naturkulissen gewohnt, doch die Pracht, die sich mir hier darbot, stellte alles Bisherige in den Schatten. Ich hoffe, die Bilder geben zumindest einen ungefähren Einblick, wie malerisch diese fast unberührte Gegend ist. Möge dies, trotz steigender Touristenzahlen, auch in Zukunft so bleiben!

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Wer von Botanic Garden kommend nach der Kreuzung weiterfährt, kommt zu einem Kriegerdenkmal…
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…und einem Tempel für die Gefallenen des Vietnamkrieges.
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Ein Kommentar zu „Phong Nha-Kẻ Bàng

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